Personalverantwortliche finden Anschreiben zu wenig aussagekräftig
Verzichten Bewerber auf das Anschreiben, haben sie mittlerweile Aussicht auf Erfolg. Fast die Hälfte der Personalentscheider (46 %) würde Bewerbungen auch ohne Anschreiben berücksichtigen. Das zeigt die Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half, für die 200 Manager in der Schweiz befragt wurden.
Anschreiben liefern zu wenig Mehrwert
Von den Befragten, die auf Anschreiben verzichten können, kritisiert knapp die Hälfte (48 %) deren mangelnde Aussagekraft. 40 % halten Bewerbungsanschreiben für sehr subjektiv. Jeder dritte Befragte vermisst ergänzende Details zum Lebenslauf. Fast jeder Fünfte hat keine Zeit, das Anschreiben zu lesen.
„HR-Entscheider erwarten von einem Anschreiben, ein umfassenderes Bild vom Kandidaten vermittelt sowie die persönlichen Stärken und die Motivation demonstriert zu bekommen“, erklärt Yeng Chow, Senior Manager bei Robert Half in Zürich. „Aus unserer Erfahrung heraus ist das Vorstellungsgespräch dafür besser geeignet. Wir selbst verlangen daher auch kein Anschreiben und verschaffen uns einen persönlichen Eindruck in individuellen Kennenlerngesprächen. Das mag aufwändig klingen. Im Endeffekt beschleunigt es den Rekrutierungsprozess und vermeidet unnötige Produktivitätsverluste.“
Die Gründe, weshalb Personalentscheider ein Anschreiben für unwichtig halten
Sind nicht besonders aussagekräftig | 48 % |
Sind sehr subjektiv | 40 % |
Enthalten keinerlei Zusatzinformationen gegenüber dem Lebenslauf | 33 % |
Ich habe keine Zeit, Anschreiben zu lesen | 24 % |
Informationen im Anschreiben sind nicht verlässlich | 24 % |
Wir arbeiten mit Personaldienstleistern zusammen und verwenden keine Anschreiben | 12 % |
Wir nutzen automatisierte Systeme, die kein Anschreiben voraussetzen |
9 % |
Das Social-Media-Profil ist ausreichend | 1 % |
Quelle: Robert Half, Arbeitsmarktstudie 2017, Befragte: 200 Manager in der Schweiz
Worauf es beim Anschreiben wirklich ankommt
Trotz abnehmender Relevanz halten 40 % der Befragten ein Anschreiben weiterhin für relevant. Mehr als die Hälfte (53 %) der Befürworter sind schon der Meinung, Anschreiben vermitteln ein umfassenderes Bild der Bewerber. 38 % sehen darin eine Demonstration der Kreativität des Kandidaten und ebenso viele schätzen am Anschreiben, dass daraus Motivation und Interesse hervorgehen.
„Grundsätzlich gilt: Bewerber sollten Anschreiben sorgfältig erstellen und Informationen einfügen, die den Lebenslauf ergänzen. Referenzen ehemaliger Arbeitgeber werden zudem sehr gern gesehen,“ sagt Yeng Chow. Folgende Tipps helfen dabei, die eigenen Fähigkeiten optimal in Szene zu setzen:
1. Zählen Sie Ihre beruflichen Stationen nicht einfach auf – das haben Sie bereits im Lebenslauf gemacht. Stattdessen sollten Sie auf das Anforderungsprofil des Jobs eingehen und aufzeigen, warum Sie geeignet sind. Nennen Sie konkrete Kompetenzen, die Sie in Ihrer bisherigen Karriere erworben haben und die Ihnen dabei helfen, anstehende Aufgaben zu meistern.
2. Lassen Sie Ihre Leistungen von früheren Vorgesetzten oder auch ehemaligen Kollegen (die optimalerweise inzwischen selbst Führungskräfte sind) bestätigen, anstatt nur Arbeitszeugnisse zu verwenden. Diese Referenzen untermauern die Glaubwürdigkeit Ihrer Angaben und wirken dadurch auch der häufig geäusserten Kritik entgegen, Anschreiben seien zu subjektiv.
3. Personaler haben wenig Zeit. Schreiben Sie daher auf keinen Fall mehr als eine Seite und nutzen Sie einen individuellen Einstieg, um das Interesse zu wecken. Am besten telefonieren Sie vorab mit dem zuständigen Personalmanager und erkundigen sich genauer nach den Job-Anforderungen. Das zeigt Engagement und kann als Aufhänger im Anschreiben genutzt werden.