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Eine spitze Bemerkung hier, eine nicht weitergeleitete E-Mail dort: Kollegen, die Social Undermining betreiben, manipulieren Sie im Verborgenen. Betroffene bemerken die Sabotage meist erst dann, wenn es zu spät ist. Wie Sie das subtile Mobbing erkennen und sich gegen Neider wehren, weiß Patrick Pieles, Vice President Full Time Contract Talent von Robert Half.
So erkennen und vermeiden Sie Social Undermining:
Was ist Social Undermining?
Social Undermining bedeutet übersetzt so viel wie „soziale Untergrabung“. Im beruflichen Kontext beschreibt der Begriff das Phänomen des subtilen Manipulierens von Kollegen, um diese möglichst kleinzuhalten. Hintergrund: Neid und die Sorge um die eigene Karriere. Um sich aus diesen negativen Gefühlen herauszuwinden, versuchen Neider subtil an der Karriereleiter des anderen zu sägen. Während Mobbing meist offensiv und eindeutig passiert, bleibt Social Undermining von den Betroffenen lange unerkannt – mit fatalen Folgen. Denn Social Undermining hat für die Opfer eine doppelt negative Wirkung: Nicht nur wird die Reputation gegenüber Vorgesetzten, anderen Kollegen und Teams nachhaltig untergraben, auch leidet das Selbstwertgefühl des betroffenen Arbeitnehmers.
Besonders von Social Undermining gefährdet sind Mitarbeitende, die sich schneller als andere entwickeln und somit schnell aufsteigen. Das ruft potenzielle Neider hervor oder jene, die ihre eigene Position im Unternehmen bedroht sehen. Das perfide Vorgehen der Saboteure: Sie greifen das Gegenüber nicht direkt an, sondern aus dem Hinterhalt. Das Verhalten der Social Underminer kann dabei passiv aggressiv sein. Von harmlosen Fragen wie „Ach, hast du die Mail etwa nicht bekommen?“ bis hin zu bewusst nicht weitergegebenen Informationen, deren Weitergabe angeblich nur „vergessen“ wurde. Auch flapsige Sprüche, Falschinformationen oder die negative Beeinflussung des Arbeitsklimas gehören zu den Werkzeugen der Karrieresaboteure. Doch wie erkennt man, ob man Opfer von Social Undermining ist? Indem man ganz genau hinschaut und hinhört.
So erkennen Sie subtiles Mobbing von Kollegen
Social Undermining im Berufsumfeld zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Denn hierbei wird Kritik oder Hohn meist subtil angewendet und Sabotageaktionen hinter dem Rücken des Betroffenen durchgeführt. Kollegen und Kolleginnen, die Ihnen nicht gut gesonnen sind, kritisieren Sie vor allen anderen und sagen Ihnen deutlich ihre Meinung? Gut! Denn Social Underminer tratschen im Verborgenen, sind Ihnen gegenüber aber die Nettigkeit in Person.
Das Wissen um die grundlegenden Mechanismen des Social Underminings wird Ihnen dabei helfen, Karriereräuber zu entlarven. Kennen Sie folgende Situationen?
- Die Stimmung im Team Ihnen gegenüber hat sich irgendwie verändert, ohne dass Sie einen Grund hierfür kennen? Dann kann es sein, dass ein missgünstiger Kollege seine Finger im Spiel hat.
- Lobt Sie ein Kollege offensichtlich zweideutig oder betont ironisch? Dann nehmen Sie sich in Acht vor ihm. Er möchte Sie verunsichern oder sich vor anderen über Sie lustig machen.
- Ihre Arbeit wird auf unfreundliche Art kritisiert, doch wenn Sie genaueres erfahren wollen, haben Sie das angeblich „alles nur falsch verstanden“? Hier sucht jemand wohl ohne Grund jedes Haar in der Suppe.
- Sie merken, dass Sie wichtige Informationen nicht mehr zugespielt bekommen oder zu Terminen nicht mehr eingeladen werden? Auch das kann mit einem Neider zusammenhängen, der im Hintergrund gegen Sie arbeitet.
- Ein Kollege belastet Sie auffällig oft mit Lamenti über die schlechte Stimmung, die Launen des Chefs oder nervige Terminänderungen? Sollten Sie selbst nicht so empfinden, durch die Erzählungen des Kollegen jedoch schlechte Laune bekommen, kann es sein, dass Sie in die Falle getappt sind. Denn Neider wollen, dass Sie sich im Arbeitsumfeld schlecht fühlen.
- Sie waren im Urlaub und ein Kollege musste ein wichtiges Projekt von Ihnen beiden vorstellen. Als Sie wiederkommen, bemerken Sie, dass Ihr Kollege alle Lorbeeren für die Arbeit eingeheimst hat? Achtung: Es könnte sich um einen Social Underminer handeln.
Haben Sie erst einmal ein Gespür für die manipulative Kraft von Neidern entwickelt, ist es gar nicht mehr so schwer, Sabotageaktionen zu erkennen und ihnen zuvorzukommen.
Das hilft gegen den Karriereraub
Damit Sie im Strudel der negativen Gefühle einen klaren Kopf behalten und sich zielgerichtet aus der unangenehmen Situation befreien können, sollten Sie folgende Dinge tun:
- Einen Vorgesetzen Ihres Vertrauens über die Sachlage aufklären und diesen bitten, ebenfalls Augen und Ohren offenzuhalten, um im Zweifelsfall einen Zeugen zu haben.
- Führen Sie ein „Tat-Protokoll“. So haben Sie bei einer Gegenüberstellung etwas in der Hand und können die Taten Ihres Neiders belegen.
- Proaktiv gegen Ihren Neider vorgehen: Halten Sie alles, was der betreffende Kollege gegen Sie verwenden würde, schriftlich fest. Der Kollege behauptet, die Deadline für ein Projekt habe sich verschoben? Vergewissern Sie sich stets mit einer Mail an den Teamleiter oder Chef und setzen den Kollegen in Cc.
- Dokumentieren Sie Gespräche schriftlich, wenn der involvierte Kollege dabei war. Fassen Sie Zielvereinbarungen und ähnliches in einer Mail an den Chef zusammen und setzen Sie Ihren Kollegen in Cc.
- Sollten Sie plötzlich aus Terminen wieder aus- oder gar nicht erst eingeladen werden, sprechen Sie dies sofort an und fragen nach den Gründen.
- Halten Sie sich – sofern dies möglich ist – vom betreffenden Kollegen fern. Gehen Sie nicht auf seine Sabotageversuche ein.
Kurzum: Entziehen Sie dem Social Underminer jegliche Grundlage für falsche Spielchen. Finden Sie Verbündete, weihen Sie Vertraute ein, die im Notfall bestätigen können, dass ein Kollege über Sie herzieht oder Sie bewusst aufs Glatteis führt. Ebenfalls können Sie versuchen, ein gutes Verhältnis zu allen übrigen Kollegen und Kolleginnen aufzubauen. Das stärkt Ihren Rückhalt im Team. Verbreitet Ihr Kontrahent Lügen über Sie, so hat er im Zweifelsfall weniger Erfolg damit.
Social Undermining entsteht nicht aus dem Nichts. Sicherlich ist es personenabhängig, schließlich gibt es überall Menschen, die ihre eigene Karriere pushen, indem sie andere kleinhalten. Dennoch sind hier auch die Unternehmen gefragt. Diese sollten für eine starke Bindung innerhalb der Teams sorgen, um Neidempfinden gar nicht erst aufkommen zu lassen. Provisionsprämien oder interne Rankingsysteme sind kontraproduktiv. Vielmehr sollte Erfolge des Teams oder ganzer Abteilungen in den Vordergrund gestellt werden. Warum auch immer
Was tun, wenn ausgerechnet der Chef Sie kleinhält?
Das Untergraben von Kollegen findet nicht selten auf derselben Hierarchieebene statt. Doch was, wenn nicht? Schließlich kommt es immer wieder vor, dass auch Kollegen unterhalb oder oberhalb der eigenen Position versuchen, Steine in den Weg zu legen. Besonders bitter, wenn der eigene Vorgesetzte zum Karrierebremser wird. Hier ist es vor allem wichtig, zu verstehen, welches psychologische Konzept dahintersteckt. Manipuliert Sie Ihr eigener Chef oder Teamleiter, so hat er höchstwahrscheinlich Angst, dass Sie ihn überflügeln werden. Dies spricht meist für unsichere Personen mit vergleichsweise geringem Karrierepotenzial oder Wissen. Kompetente Mitarbeiter, die sich schnell entwickeln, sind ihnen ein Dorn im Auge.
Meist umgeben sich Vorgesetzte mit geringem Potenzial mit Mitarbeitenden, deren Fähigkeiten unter den ihren liegen. Doch nicht immer gelingt das, weshalb sie oft versuchen, die Konkurrenz anderweitig kleinzuhalten. Sollten Sie von so einem toxischen „Machtkampf“ betroffen sein, bleiben Ihnen drei Möglichkeiten: das Gespräch suchen, kämpfen oder gehen.
- Gespräch suchen: Bitten Sie Ihren Vorgesetzten um ein vertrauliches Gespräch und konfrontieren Sie ihn mit Ihrem Verdacht. Zeigen Sie ihm, dass Sie sich seiner verdeckten Spielchen bewusst sind, und fragen Sie ihn nach den Gründen. Dies ist natürlich heikel. Er könnte sich vorgeführt fühlen und Sie mehr als zuvor schlechtmachen oder sogar degradieren wollen. Andererseits könnte es aber ebenso sein, dass Sie sich durch die offene Ansprache Respekt verdienen und die Attacken nachlassen.
- Kämpfen: Ein klärendes Gespräch blieb ohne Erfolg oder wurde gar nicht erst geführt? Eruieren Sie, welche Möglichkeiten es in Ihrem Unternehmen gibt, Ungerechtigkeiten oder falsches Verhalten zu melden. In vielen Unternehmen existiert bereits der Posten einer Vertrauensperson bzw. eines Vermittlers. Denn auch Vorgesetzte sind nicht unantastbar. Belegen Sie Ihre Meldung mit einem „Tat-Protokoll“ und erreichen Sie eine Gegenüberstellung. Im besten Falle ist Ihrem Vorgesetzten die ganze Sache so peinlich, dass er Sie in Zukunft in Ruhe lässt.
- Gehen: Belastet Sie die Manipulation durch Ihren Vorgesetzten zu sehr und sehen Sie keine Chance, die Situation aufzuklären oder vielleicht die Abteilung zu wechseln, machen Sie besser einen klaren Cut. Schließlich wird man Ihre Fähigkeiten und Ihr Engagement woanders besser zu schätzen wissen. Ein beruflicher Wechsel kommt nicht nur Ihrem Wohlbefinden, sondern auch Ihrer Karriere zugute.
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