Networking wird oft missverstanden, ist jedoch entscheidend für angehende Führungskräfte auf C-Level. Veronique Elskens und Mario Custodio, beide Managing Directors im Executive Search bei Robert Half, erklären, warum die Pflege von Netzwerken eine der unverzichtbaren Fähigkeiten für Führungskräfte im Jahr 2024 ist.
Netzwerke sind von grosser Bedeutung. In einer sich schnell verändernden Geschäftswelt sind C-Level-Führungskräfte besser aufgestellt, wenn sie eng mit anderen zusammenarbeiten, um ein Unternehmen zu transformieren. Ihre Gedanken, Ideen und Pläne werden durch Gespräche im Büro und an Branchenveranstaltungen geprägt. Sie wirken glaubwürdiger, zugänglicher und ehrlicher, wenn sie sagen können: «Ich weiss nicht alles.» Ihre Netzwerke helfen ihnen, schnell und präzise zu reagieren. Sie sind auch besser informiert und vertrauenswürdiger bei Entscheidungen. Deshalb ist der Aufbau und die Pflege von Netzwerken eine der unverzichtbaren Schlüsselkompetenzen für Führungskräfte im Jahr 2024. Insbesondere für die Markenbildung der einzelnen Entscheider ist dies darüber hinaus förderlich.
Netzwerken wird heute oft falsch verstanden. Es wird als etwas angesehen, das extrovertierte Verkaufstalente tun, um möglichst schnell den nächsten Deal abzuschliessen. Beim Netzwerken sollte es allerdings darum gehen, echte Beziehungen aufzubauen, um von diesen Verbindungen zu profitieren, ihnen aber auch Mehrwert zu bieten. Netzwerke sind keine Einbahnstrassen.
Erstens: Netzwerke können nicht erst dann aufgebaut werden, wenn sie akut gebraucht werden – vielmehr handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, in dem Ideen, Informationen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Im Arbeitsalltag neigen wir dazu, das zu priorisieren, das sofort ein Ergebnis bewirkt. Aber selbst im Sales-Bereich kommen die besten Ergebnisse durch langfristige Partnerschaften zustande. Denn Vertrauen stärkt eine Beziehung ungemein – es ist sodann viel schwieriger, diese zu brechen.
Zweitens: Es ist wichtig, sich aufrichtig zu vernetzen. Es wird viel über Empathie in der Führung geschrieben; offen zu sein und den Gefühlen und Erfahrungen anderer zuzuhören. Wenn Sie jemandem helfen und unterstützen, wird er dies vermutlich in seinem Netzwerk teilen – je authentischer Sie dabei sind, desto besser ist Ihre Netzwerk-Beziehung.
Netzwerkfähigkeiten sind für Führungskräfte besonders wertvoll, wenn es darum geht, einen Change-Prozess in einem Unternehmen zu gestalten. Die grösste Innovationskraft kommt oft von Personen mit detailliertem Wissen über einen spezifischen Prozess oder eine Abteilung. Die besten Ansprechpartner, die fundierte Aussagen zur Verbesserung in der Produktion treffen können, sind diejenigen, die in der Fabrik Tag für Tag diesen Prozess als Teil ihres Arbeitsalltags verstehen.
Wenn Führungskräfte eine Umgebung schaffen, in der Mitarbeitende ihre Meinung urteilsfrei äussern können und ihre Ideen direkten Einfluss auf die Arbeitswirklichkeit haben, werden auch die Führungskräfte von diesem Prozess profitieren – und ihr eigenes unternehmensinternes Netzwerk stärken.
Netzwerke sind auch hilfreich bei der Durchführung von Projekten. Eine brillante Idee wird ohne enge Beziehungen schwer umzusetzen sein. Wir beobachten auch einen Trend hin zu Chief Executives und Chief Financial Officers als echte Geschäftspartner. In Gesprächen über künstliche Intelligenz müssen beide verstehen, was andere Abteilungen antreibt und die Verbindungen zwischen ihnen. Die besten Geschäftsführer verstehen ein Unternehmen auf diese Weise.
Auch junge Führungskräfte investieren bereits frühzeitig in ihr Netzwerk. Dies beginnt mit dem Eintritt ins Berufsleben und setzt sich fort, wenn sie bereits in Führungspositionen sind. Sie wissen, dass sie nicht alle Prozesse im Unternehmen vollständig durchdringen können, dass es aber Experten im Unternehmen gibt, die dieses Wissen haben. Diese Herangehensweise hilft ihnen dabei, die unterschiedlichen Generationen innerhalb des Unternehmens zu verbinden.
Extern betrachtet, ist diese Haltung ebenfalls von Vorteil. Wenn sie sich mit Branchenkollegen treffen und austauschen, erfahren sie, vor welchen Herausforderungen andere Entscheider in ihrem Alter stehen oder standen. Dies hilft ihnen, Ideen zu bewerten, bevor sie Entscheidungen treffen. Zudem ermöglicht ihnen der Erfahrungshorizont, Vertrauen am Markt aufzubauen.
Netzwerkfähigkeiten auf Führungsebene basieren auf authentischen Beziehungen, die sich langfristig entwickeln. Dies sollte als kollektiver Ansatz betrachtet werden, um einen Transformationsprozess im Unternehmen anzugehen. Für die Entscheider bedeutet dies, dass sie Arbeit und Zeit in ihre Netzwerke investieren müssen. Die Ergebnisse eines belastbaren Netzwerks sind jedoch alle Mühe wert.
Veronique Elskens ist Regional Director im Bereich Executive Search für BeNeLux.
Mario Custodio ist Managing Director im Bereich Executive Search für Brasilien.
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