Der Schwerpunkt des diesjährigen International Women’s History Month liegt auf der Förderung der Integration. Unternehmen sollten ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem alle Menschen fair und mit Respekt behandelt werden. Hier reflektieren Michelle Reisdorf, Albane Armand und Beth Turner von Robert Half sowie Alix Weikhard und Megan Giezen von Protiviti über die besten Möglichkeiten, eine wertebasierte Unternehmenskultur zu schaffen.
Michelle Reisdorf: In einer wertebasierten Unternehmenskultur werden die Meinungen, Gefühle und der Austausch aller gleichermaßen und urteilsfrei berücksichtigt. Dass wir offen für die Ideen der anderen sind, auch wenn sie nicht mit unseren eigenen übereinstimmen, oder auch wenn es etwas ist, das wir noch nie gemacht haben. Die Art und Weise, wie ich gelernt habe, ein Recruiting-Team zu leiten und wie ich es heute leite, ist unterschiedlich. Ich muss zuhören können und diese Offenheit auch zu schätzen wissen. So lerne ich jeden Tag dazu. Ebenso erwarte ich von meinem Team, dass es den Wert zu schätzen weiß, den ich mit meinen 27 Jahren Erfahrung mitbringe.
Albane Armand: Ich stimme Michelle voll und ganz zu. Aber es geht auch um Unternehmenswerte, Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration. Das sind die Schlüsselfaktoren. Es ist wichtig, bei ESG-Aktivitäten eine Vorreiterrolle zu spielen. Ein weiteres Beispiel ist unsere Arbeit als Personalberater. Es ist wichtig, einen aufgeschlossenen Ansatz zu verfolgen, damit wir sehen, wie Inklusion konkret und greifbar wird. Der letzte Punkt ist für mich der Onboarding-Prozess und die damit verbundene Tatsache, dass die Mitarbeiter von Anfang an wissen, dass sie Teil des Unternehmens und der Unternehmenskultur sind.
Beth Turner: Ich denke, eine wertebasierte Unternehmenskultur ist wirklich das Bindeglied, das die Menschen zusammenhält. In ihr können wir alle unterschiedlich sein. Wir können unterschiedliche Herangehensweisen haben, unterschiedliche Wege, Dinge zu tun, unterschiedliche Gefühle usw. Im Mittelpunkt müssen allerdings die Werte stehen. So könnten Michelle, Albane und ich unterschiedlich Arbeitsweisen haben, aber da Integrität einer unserer Werte ist, würden wir uns alle auf diesen Wert einigen können. Das ist es also, was eine wertebasierte Kultur für mich ausmacht.
Megan Giezen: Ich denke, eine wertebasierte Kultur ermöglicht es uns bei Protiviti, als Organisation zu wachsen und uns zu entwickeln. Die Gemeinschaften, in denen wir leben, sind dynamisch und verändern sich ständig, ebenso wie unsere Teams und unsere Kunden. Eine wertebasierte Kultur trägt dazu bei, ein Umfeld zu schaffen, in dem wir in der Lage sind, neuen Ideen zuzuhören und von ihnen zu lernen, wodurch wir innovativer und kreativer bei der Lösung von Problemen werden.
Alix Weikhard: Ich stimme mit Beth überein, dass eine wertebasierte Unternehmenskultur und -führung einen Vorteil bietet, indem sie ein Umfeld und eine Arbeitsatmosphäre schafft, die sowohl diverse als auch heterogene Gruppen miteinander verbindet. Solche Werte dienen als Leitprinzipien und schaffen kohärente Verhaltensmuster über Abteilungen und Hierarchien hinweg. Die gemeinsame Akzeptanz dieser Werte fördert ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit und damit die Verbundenheit mit dem Unternehmen. Dieses Umfeld ermöglicht die persönliche Entwicklung, indem es Sicherheit bietet, ohne die individuelle Kreativität einzuschränken. Eine positiv geprägte Unternehmenskultur, die auf gemeinsamen Werten basiert, fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern stärkt auch das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter. Gemeinsame Werte wirken wie eine verbindende Kraft für die gesamte Belegschaft und schaffen so die Grundlage für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Michelle: Ja, ich habe im Laufe der Jahre oft gehört, dass unsere Branche die Menschen nicht dazu ermutigt, immer das Richtige zu tun, jedenfalls wenn man sich die entsprechende Struktur anschaut. Wir haben nicht wirklich eine Kategorie, die Zusammenarbeit anerkennt. Unser Motto war aber immer und wird auch in Zukunft sein, das Richtige zu tun. Und es ist wichtig, dass die Führungskräfte dieses Beispiel vorleben, und das betone ich stets.
Beth: Ich denke, dass die Personalberatung eine besondere Herausforderung ist, da wir mit vielen konkurrierenden Prioritäten zu tun haben. Wir haben viele operative Elemente, die die Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen zum Nutzen unserer Kunden, der Personalberaterinnen und Personalberater sowie der zu vermittelnden Talente fördern. Die Initiativen der Führungskräfte wirken sich also positiv auf die Menschen aus, die unsere Werte leben, und das ist der Punkt, wo es beginnen muss.
Albane: Ich denke, dass Führungskräfte dies tun und als Vorbilder dies demonstrieren können. Es ist wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen und den Mitarbeitenden das Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln, indem sie sehen, was wir hier in unserem Unternehmen tun und schätzen.
Albane: Eine wertebasierte Unternehmenskultur ist wichtig, um Talente anzuziehen. Unternehmen müssen dafür sorgen, dass sie ein Umfeld schaffen, in dem die Menschen gerne zur Arbeit kommen, um gemeinsam etwas Grosses zu schaffen. Eine wertebasierte Unternehmenskultur ist auch wichtig, um ein gewisses Mass an Flexibilität zu ermöglichen, damit die Menschen eine ausgewogene Work-Life-Balance leben können.
Beth: Wenn man sich die sozialen Medien anschaut, in denen die Menschen sich selbst präsentieren, dreht sich alles um sie selbst. Das Ziel einer Gemeinschaft kann da schnell in den Hintergrund geraten. Wenn man sich einem Unternehmen oder einer Organisation mit starken Werten anschliesst, dann ist man wichtig und gehört dazu. Aber auch mein Gegenüber ist wichtig, ebenso wie die Person, die in der Ecke sitzt. Wenn wir als Gemeinschaft zusammenarbeiten wollen, müssen wir uns wieder auf die Werte besinnen, die uns vereinen. Eine wertebasierte Unternehmenskultur hilft uns dabei, uns wieder darauf zu besinnen. Das gibt uns wiederum das Gefühl, gemeinsam besser zu sein.
Michelle: Ich kann beiden nur zustimmen. Wissen Sie, ich denke, es geht auf das zurück, was ich anfangs gesagt habe, nämlich dass auf der Grundlage von Werten der Beitrag und die Ideen aller wichtig sind und dass sie sich so einbezogen fühlen. Ich denke, dass wir vor allem als Führungskräfte sicherstellen müssen, dass jeder gleich vertreten ist. Es ist manchmal der einfache Weg für uns, zu unseren Top-Recruitern oder unseren besten Rednern zu gehen, obwohl wir im Grunde sicherstellen müssen, dass die Mütter, die Väter, die Teilzeitbeschäftigten, die Aussendienstmitarbeitenden usw. entsprechend Gehör finden, damit jede Gruppe vertreten ist. Nur so, da stimme ich zu, treffen wir gemeinsam bessere Entscheidungen, wenn wir alle Beteiligten berücksichtigen.
Megan: Eine wertebasierte Unternehmenskultur ist eine, die es den Menschen ermöglicht, am Arbeitsplatz ihr Bestes zu geben, da sie keine Unterschiede macht, sondern Perspektiven und neue Ideen fördert. Eine wertebasierte Unternehmenskultur ermöglicht es den Menschen, sich wohlzufühlen, während sie Wandel sowohl am Arbeitsplatz als auch ausserhalb der Arbeit erleben.
Alix: Ich stimme mit allem, was gesagt wurde, überein. Eine wertebasierte Unternehmenskultur schafft ein universell akzeptiertes Umfeld, das verschiedene Gruppen und Teams innerhalb einer Organisation zusammenbringt. Diese Art von Unternehmenskultur fördert nicht nur die Zusammenarbeit und das Engagement der Mitarbeitenden, sondern dient auch als Eckpfeiler für nachhaltiges Wachstum und den Erfolg des Unternehmens. Durch die Schaffung eines sicheren Umfelds wird allen Mitarbeitenden die Möglichkeit gegeben, sich zu entfalten und ihren Beitrag im Einklang mit ihren Werten zu leisten.
Beth: Ich denke, es ist immer gut, sich in Geduld zu üben, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Sich in den anderen hineinzuversetzen, aktiv zuzuhören, was die Leute sagen, und die Leute so zu sehen, wie sie wirklich sind.
Albane: Ich glaube daran, die kleinen Erfolge hervorzuheben und sicherzustellen, dass wir die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter verstehen, damit wir ein Gefühl der Zugehörigkeit schaffen können. Eine Kultur der offenen Tür ist ebenfalls wichtig. Menschen wollen mitunter aus unterschiedlichsten Gründen ein Unternehmen verlassen. Gerade hier ist es wichtig, auch das zu unterstützen und ihnen viel Glück auf ihrem weiteren Weg zu wünschen. Dank dieser Einstellung haben wir einige Erfolge mit "Bumerang-Effekten" erzielt (Menschen, die einige Monate oder Jahre nach ihrem Weggang wieder in unser Unternehmen eintreten).
Michelle: Wenn wir Fragen stellen und wirklich zuhören, wissen wir, wie wir diesen Menschen das Gefühl geben können, dass sie dazugehören, anstatt davon auszugehen, dass sie sich, wenn wir dies tun, auch dazugehörig fühlen werden. Die Antworten hierauf sind oft unterschiedlich. Wir sollten nicht davon ausgehen, dass wir wissen, wie die verschiedenen Gefühle der Menschen in Bezug auf Inklusion sind.
Megan: Ich trage gern dazu bei, ein integratives Umfeld in unseren Teams zu schaffen, indem ich immer zuhöre und weiß, dass dies ein wichtiger Bestandteil neben der eigentlichen Arbeit ist. Ich glaube, dass unsere Mitarbeiter erfolgreich sind, wenn im Arbeitskontext und ihrer Freizeit ausgeglichen sein können. Unsere Richtlinien sind da eine Richtschnur für eine gute, positive Unternehmenskultur. Ich als Führungskraft unterstütze, höre zu und prüfe, wie ich unseren Mitarbeitenden helfen kann, entweder im Beruf mehr zu erreichen oder private Herausforderungen zu meistern.
Alix: Ich denke, es ist wichtig, einen offenen Dialog über die Werte zu fördern und sicherzustellen, dass die Sichtweise der Mitarbeiter im Mittelpunkt steht. Die Festlegung klarer Erwartungen fördert auch eine Unternehmenskultur, in der gemeinsame Grundsätze jeden Aspekt des Arbeitsplatzes bestimmen.
Michelle: Das geschieht von oben nach unten, indem wir dies jeden Tag zeigen und alle einladen. Ich denke, dass wir in vielen Fällen, vor allem als Führungskräfte, mitunter langsamer werden müssen. Manchmal sind wir auf einer Mission, um ein Ziel zu erreichen oder etwas zu verwirklichen. Wir sollten als Führungskräfte gerade herausstellen, wenn wir wertorientierte Aktivität sehen. Wir müssen sie erkennen und würdigen. Wir müssen sie regelrecht herausrufen.
Beth: Ich stimme dem zu und würde noch hinzufügen, wie wichtig es ist, diese Botschaft zu verstärken, aber auch Initiativen anzuführen. Wir haben ein Frauennetzwerk (Employee Network Groups, ENG) mit zwei leitenden Angestellten im Vorstand. Sie haben unsere Veranstaltungen sehr unterstützt und einige produktive Gespräche über die Herausforderungen, mit denen Frauen im Unternehmen konfrontiert sind, und ihre Erfahrungen angestossen. Ich denke also, dass es wichtig ist, diese Geschichten zu teilen, sich zu outen und mitunter auch ein wenig verletzlich zu sein, wenn man sich die verschiedenen Dinge ansieht, an denen man arbeitet.
Albane: Mit gutem Beispiel voranzugehen ist der erste Schritt zur Schaffung einer Unternehmenskultur des Vertrauens. Das fängt bei den Vorstandsmitgliedern an und reicht bis hinunter zu den oberen Führungsteams und den übrigen Mitarbeitenden. Das richtige Mass an Schulung und Entwicklung der Führungskräfte ist ebenfalls entscheidend. Es gibt also zahlreiche Facetten und Faktoren, die bei der Schaffung einer Unternehmenskultur eine Rolle spielen, die nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft für ein erfolgreiches Unternehmen sorgen wird.
Megan: Unsere Führungskräfte hören zu und sind im Sinne der Mitarbeitenden aufmerksam zurückhaltend – die Protiviti-Führungskräfte haben immer ein offenes Ohr für die Ideen ihrer Mitarbeitenden und setzen das Feedback, das sie von ihnen erhalten, in die Tat um. Wenn unser Führungsteam dies tut und dieses Verhalten vorlebt, schafft es eine Kultur, die die Integration unterstützt und fördert, da wir wissen, dass wir Probleme gemeinsam und aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln besser lösen können.
Alix: Ich stimme zu, dass der gesetzte Ton Führungsaufgabe sein muss. Die Menschen sollten Zeuge eines Führungsverhaltens werden, das einer offenen Kommunikation den Vorrang gibt, aktiv nach unterschiedlichen Perspektiven sucht und ein Gefühl der Zugehörigkeit fördert. Als Führungskräfte sollten wir Fairness demonstrieren und Vielfalt würdigen. Eine transparente Entscheidungsfindung und die Verpflichtung zur Beseitigung von Vorurteilen tragen zu einem integrativen Umfeld bei. Wirksame Führungskräfte schaffen einen Arbeitsplatz, an dem sich jeder, unabhängig von seinem Hintergrund, wertgeschätzt und gestärkt fühlt. So fördern wir eine Kultur der Akzeptanz und des gegenseitigen Respekts.
Michelle Reisdorf ist District Director bei Robert Half. Sie verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung und beaufsichtigt derzeit die Abteilungen Contract und Permanent Finance & Accounting sowie die administrativen Kundendienstabteilungen in den Büros im Grossraum Chicago.
Albane Armand ist Regional Managing Director der Niederlassung Paris in Frankreich und Managing Director Schweiz bei Robert Half. Sie ist seit 2007 in der Personalberatungsbranche tätig und hat sich auf Festanstellungen in den Bereichen Finanz- und Rechnungswesen, Recht, HR und Tech spezialisiert. Albane hilft Unternehmen dabei, die verfügbaren Profile entsprechend ihren Bedürfnissen und Entwicklungszielen für alle Arten von Aufträgen zu rekrutieren.
Beth Turner ist Director für Learning and Development im Vereinigten Königreich, in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie für Corporate Learning EMEA. Sie arbeitet eng mit den Mitarbeitenden im Unternehmen zusammen, um Talentmanager und Führungskräfte zu coachen, zu schulen und zu betreuen – vom Onboarding bis zum Training on the Job. Bevor sie zur Abteilung Learning & Development von Robert Half kam, eröffnete und leitete sie verschiedene Robert-Half-Niederlassungen in Grossbritannien. Heute kann sie auf eine über 25-jährige Karriere bei Robert Half zurückblicken.
Megan Giezen ist International Senior Director für Human Resources bei Protiviti in Australien. Sie ist Mitglied des Global HR Leadership Teams und unterstützt und leitet die Personalstrategie und -teams in Europa und APAC. Mit über 20 Jahren Berufserfahrung im Personalwesen blickt sie auf die Umsetzung einer Vielzahl wirkungsvoller Strategien zurück, die das Unternehmenswachstum begünstigen, Talente unterstützen und eine Unternehmenskultur der Inklusion fördern.
Alix Weikhard ist Managing Director und Co-Country Market Lead Deutschland bei Protiviti. Sie verfügt über mehr als 18 Jahre Beratungserfahrung in der Unterstützung nationaler und globaler Organisationen bei Transformation und Change Management, der Implementierung von Governance-Strukturen sowie im Compliance- und Risikomanagement.